Viele greifen zur dicken Daunenjacke – bequem, schnell, gefühlt sicher. Doch der Winter trickst uns oft.
Wer sich eingepackt ans Lenkrad setzt, denkt an Wärme, nicht an Physik. Genau hier setzt die Warnung des ADAC an: Dicke Kleidung verändert die Gurtführung, und damit das Crashverhalten des gesamten Rückhaltesystems. Was gemütlich aussieht, kann bei einem Aufprall schmerzhaft enden.
Warum die Winterjacke zur Gefahr wird
Ein Sicherheitsgurt schützt, wenn er nah am Körper anliegt und die Kräfte auf stabile Knochen leitet. Eine voluminöse Winterjacke schafft Luftpolster zwischen Körper und Gurt. Diese Luft wird im Crash schlagartig zusammengedrückt. Der Gurt liegt dann nicht mehr tief auf dem Becken, sondern rutscht nach oben in den Bauchbereich. Weiches Gewebe statt Beckenknochen nimmt die Last auf. Das erhöht das Risiko innerer Verletzungen.
Auch der Schultergurt verliert Wirkung. Er sitzt zu weit außen, schneidet in den Hals oder rutscht über den Oberarm. Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer können nur mit dem arbeiten, was sie „fühlen“. Liegt eine dicke Jacke dazwischen, entsteht Gurtspiel. Das Verzögerungsprofil verändert sich, die Rückhaltung setzt später ein.
Der sicherste Platz für den Gurt ist direkt am Körper – nicht über Daunen, Fleece oder Schal.
Submarining: wenn der Körper unter dem Gurt durchrutscht
Mit dicker Kleidung steigt die Gefahr, unter den Beckengurt zu rutschen. Fachleute sprechen von Submarining. Der Körper gleitet nach vorn, der Gurt wandert in den Bauch. Innere Organe geraten unter Zug. Eine korrekte Sitzposition, ein straff geführter Beckengurt und keine Polster zwischen Gurt und Körper senken dieses Risiko deutlich.
Besonders heikel bei Kindern
Im Kindersitz wirkt das Problem stärker. Schneeanzug oder wattierte Overalls erzeugen beim Anschnallen Lücken im System. Der Hosenträgergurt sitzt scheinbar stramm, tatsächlich verbirgt die Polsterung Spiel. Im Aufprall wird die Luft herausgepresst, die Gurte lockern nach und der Oberkörper schießt vor. Der Kopf prallt weiter aus, der Hals wird stark belastet.
Sicherer fahren Kinder mit dünnen, eng anliegenden Schichten. Jacke aus, Gurte festziehen, erst dann kann ein Überziehponcho oder eine Decke über den Gurten wärmen. In Babyschalen hilft ein Fußsack, der über dem Gurt liegt, nicht darunter. Der Gurt bleibt direkt am Körper – die Wärme kommt obendrauf.
Kein Gurt über dicken Daunen, sondern dicht am Körper: erst anschnallen, dann wärmen.
So sitzt der Gurt richtig
- Schultergurt mittig über Schlüsselbein und Brust, nicht am Hals und nicht über dem Oberarm.
- Beckengurt tief über den Hüftknochen, niemals über dem Bauch.
- Jacke und Schal ablegen oder öffnen, Kleidung glattziehen, Gurt einmal kräftig nachspannen.
- Zwei-Finger-Regel: Zwischen Gurt und Kleidung passen flach höchstens zwei Finger.
- Sitzlehne eher aufrecht, Becken weit hinten anlehnen, Kopfstütze auf Hinterkopf-Höhe einstellen.
- Kinder: Jacke aus, Gurte straff, Poncho/Decke über die Gurte, Fußsack in der Schale nutzen.
Warm bleiben ohne Risiko
Niemand muss frieren. Es hilft, vor dem Start die Heizung zügig auf die Scheiben zu richten, die Heckscheibenheizung zu aktivieren und Sitz- oder Lenkradheizung zu nutzen. Wer keine Standheizung hat, legt eine dünne Fleecejacke an, die den Gurt nicht aufträgt. Eine Decke über den Beinen wärmt, sobald der Gurt sitzt. Nasse, schwere Mäntel kommen auf die Rückbank.
Den Schal nicht unter den Gurt stecken, sondern nach dem Anschnallen obenauf legen. Dicke Winterhandschuhe schränken das Feingefühl am Lenkrad ein. Besser sind dünne, griffige Modelle oder Handschuhe nach dem Aufwärmen ablegen.
| Problem | Sichere Alternative |
|---|---|
| Dicke Daunenjacke unter dem Gurt | Jacke aus oder weit öffnen, Gurt anlegen, dann Decke/Poncho über die Gurte |
| Kind im Schneeanzug im Sitz | Dünne Schicht, Gurte straff, Fußsack oder Poncho über dem Gurt |
| Schal zwischen Gurt und Hals | Schal nach dem Anschnallen außen auflegen |
| Rutschige Winterstiefel auf den Pedalen | Profil saubermachen, Schnee und Eis vor der Fahrt abstreifen |
Recht und Versicherung: was droht bei falscher Gurtführung
Die Anschnallpflicht gilt. Ein Gurt, der wegen dicker Kleidung falsch sitzt, erfüllt seinen Zweck nur eingeschränkt. Nach Unfällen kann eine schlechte Gurtführung als Mitverschulden gewertet werden. Das mindert Ansprüche. Ein Verstoß gegen die Pflicht zur Sicherung von Kindern wiegt besonders schwer. Ein einfacher Griff zur Jacke vor dem Start verhindert Ärger und schützt Körper und Geldbeutel.
Moderne Systeme können Physik nicht austricksen
Gurtstraffer, Airbags, Lastbegrenzer: Das Auto bringt viel Schutz mit. Alle Systeme bauen aber auf einem korrekt geführten Gurt auf. Sensoren messen Kräfte, nicht Daunen. Ein Luftpolster durch dicke Kleidung täuscht dem System einen späteren Insassekontakt vor. Die Schutzkette greift verzögert, und der Körper nimmt mehr Bewegungsenergie auf.
Winter-Check: kleine Schritte für große Wirkung
Planen Sie im Winter eine Minute mehr ein: Eiskratzen, Jacke ab, Gurt straffen. Lüftung auf die Scheibe, Umluft aus, damit die Luft trocknet. Schuhe abklopfen, damit die Pedale griffig bleiben. Wer regelmäßig friert, kann eine Sitzauflage mit Heizung nutzen. Auch eine Thermoflasche mit warmem Tee im Getränkehalter hilft während der ersten Kilometer, ohne am Gurt zu basteln.
Für Pendler lohnt sich eine feste Routine: Auto öffnen, Jacke ablegen, anschnallen, Heizung setzen. Für Eltern bewährt sich der „Poncho-Trick“: Kind anschnallen, Poncho über die Gurte, Schultern warm, Gurte frei. So bleibt die Beweglichkeit erhalten, die Gurte liegen richtig, und die Fahrt wird entspannter.










Sérieusement, on est censés enlever la doudoune à -10°C ? L’ADAC dramatise ou c’est vraiment mesurable sur les crash-tests (submarining etc.) ?
Merci pour la règle des deux doigts et le “poncho-trick” pour les enfants. Je ne savais pas que le gurt… euh, la ceinture, pouvait remonter vers le ventre. Article tres utile !