Doch etwas hat sich unbemerkt verschoben, zu Ihrem Nachteil.
Viele Autofahrer verlassen sich im Winter auf die bekannten Buchstaben M+S. Das war jahrelang plausibel. Inzwischen hat der Gesetzgeber die Regeln umgestellt, still und gründlich. Wer das übersieht, riskiert Ärger mit Polizei, Werkstatt und Versicherer.
Was sich geändert hat
Seit Herbst 2024 gilt in Deutschland eine klare Linie: Wintertauglich sind nur noch Reifen mit dem sogenannten Alpine-Symbol, erkennbar am Bergpiktogramm mit Schneeflocke (3PMSF). Das reine M+S-Kürzel reicht nicht mehr aus. Die alte Übergangsfrist für ältere M+S-Reifen ist ausgelaufen.
Seit 1. Oktober 2024 zählt in Deutschland nur das Alpine-Symbol als Nachweis für wintertaugliche Bereifung.
Der Hintergrund: M+S war nie ein geschützter Prüfstandard. Hersteller durften die Kennung eigenständig vergeben, ohne einheitliche Messlatte. Das Alpine-Symbol basiert dagegen auf einem normierten Schneetraktionstest. Es steht für messbare Leistung, nicht für ein Versprechen.
M+S war einmal
Die Übergangsphase begann 2018. Damals sagte der Gesetzgeber: Neue Winterreifen brauchen das Alpine-Symbol. M+S-Reifen, die noch vor 2018 produziert wurden, durften bis zum 30. September 2024 weiterfahren. Diese Schonfrist ist vorbei. Wer jetzt bei Schnee oder Eis nur M+S auf der Flanke hat, fährt juristisch mit Sommerreifen.
| Merkmal | M+S | Alpine-Symbol (3PMSF) |
|---|---|---|
| Bedeutung | Hinweis auf Matsch & Schnee, ohne verbindlichen Test | Standardisierte Schneetraktion nach internationaler Norm |
| Prüfung | Herstellerangabe | Labortest nach ECE/R 117 |
| Gültig als Winterreifen in DE | Seit 10/2024 nicht mehr | Ja |
| Erkennbarkeit | „M+S“ oder „M&S“ | Bergpiktogramm mit Schneeflocke |
| Übergangsregel | Altbestand bis 30.09.2024 | Nicht nötig |
Was das für Ihren Versicherungsschutz bedeutet
Unfälle passieren im Winter häufig auf kurzer Strecke. Fehlende Wintertauglichkeit kann rechtlich als Pflichtverstoß gelten. Das betrifft Bußgeld, Punkte und zivilrechtliche Haftung. Es betrifft auch die Police.
- Kfz-Haftpflicht: Sie reguliert Schäden Dritter. Bei grober Fahrlässigkeit kann der Versicherer Regress nehmen. In der Praxis liegen Summen oft bis 5.000 Euro, je nach Bedingungen.
- Teilkasko/Vollkasko: Verträge enthalten teils einen Verzicht auf den Einwand grober Fahrlässigkeit. Das gilt nicht immer. Falsche Bereifung kann zu Kürzungen führen.
- Bußgeld/Punkte: Bei Glätte ohne geeignete Reifen drohen 60 bis 120 Euro und ein Punkt. Kommt Behinderung oder Unfall hinzu, wird es teurer.
- Mithaftung: Zivilgerichte werten falsche Reifen als Risikosteigerung. Das kann die eigene Quote erhöhen.
Haftpflicht zahlt Erstgeschädigte, doch Regress und Kasko-Kürzungen treffen Ihr Portemonnaie direkt.
Wer beruflich pendelt oder Kinder fährt, steht doppelt unter Druck. Ein kurzer Rutscher auf Schneematsch reicht, damit ein Sachverständiger die Reifen prüft. Das Alpine-Symbol reduziert den Streit und erhöht die Rechtssicherheit.
So prüfen Sie Ihre Reifen in zwei Minuten
- Suchen Sie an der Reifenflanke nach dem Bergpiktogramm mit Schneeflocke. Fehlt es, fehlt die Wintertauglichkeit.
- Lesen Sie den DOT-Code. Die letzten vier Ziffern stehen für Produktionswoche und -jahr, zum Beispiel „4017“ = Woche 40 im Jahr 2017.
- Entscheiden Sie anhand des Symbols, nicht nur am Produktionsdatum. Abgelaufene Übergangsregeln helfen nicht mehr.
- Messen Sie die Profiltiefe. Rechtlich gilt 1,6 mm. Für Winter empfehlen sich 4 mm und mehr.
- Prüfen Sie Risse, Sägezahn, Alter. Gummi härtet. Nach sechs bis acht Jahren planen viele Fahrer den Wechsel.
M+S mit DOT 2017 war bis 30.09.2024 akzeptiert. Heute gilt ohne Alpine-Symbol: nicht wintertauglich.
Was Werkstätten jetzt raten
Werkstätten empfehlen die Umrüstung auf Reifen mit Alpine-Symbol oder auf Ganzjahresreifen mit Alpine-Kennzeichnung. Letztere können im Flachland sinnvoll sein, sofern Sie selten in die Berge fahren und Wintertage moderat ausfallen. Wer regelmäßig Pässe, Hänge oder ungeräumte Nebenstraßen nutzt, fährt mit richtigen Winterreifen sicherer.
Kosten, Alternativen und Timing
Der Markt ist angespannt, sobald der erste Schnee fällt. Preis und Montageplätze klettern. Wer jetzt plant, spart Nerven und Geld.
- Kompaktklasse: Vier Markenreifen mit Alpine-Symbol ab etwa 300 bis 600 Euro inklusive Montage.
- Mittelklasse/SUV: Je nach Dimension 600 bis 1.000 Euro und mehr.
- Ganzjahresreifen: Eine Option mit Alpine-Symbol. Achten Sie auf Schneetraktionswertungen und Nässebremsen.
- Felgen: Stahlfelgen für den Winter vereinfachen den saisonalen Wechsel.
Viele Versicherer honorieren sorgfältige Ausrüstung. Ein sauberer Reifenzustand verringert Streitfälle und Ausfallzeiten nach einem Crash. Werkstätten dokumentieren Symbole und Profiltiefe auf dem Auftrag. Das schafft Belege für den Ernstfall.
Nachbarländer und Urlaubsfahrten
Reisen im Winter erfordern einen Blick auf regionale Regeln. In Österreich gilt eine situative Winterreifenpflicht von 1. November bis 15. April. In vielen italienischen Provinzen besteht vom 15. November bis 15. April Winterausrüstungspflicht. In der Schweiz gibt es keine generelle Pflicht, doch falsche Bereifung kann als Sorgfaltsverstoß gelten. Mit dem Alpine-Symbol fahren Sie grenzüberschreitend deutlich sicherer. M+S ohne Schneeflocke sorgt je nach Region für Diskussionen oder Strafen.
Beispiel aus der Praxis
Schneematsch am Morgen, Tempo 35. Das Fahrzeug rutscht an der Einmündung in ein anderes Auto. Die Polizei notiert M+S ohne Alpine-Symbol. Es folgen Bußgeld und ein Punkt. Der Gutachter vermerkt unzureichende Wintertauglichkeit. Die Haftpflicht reguliert, nimmt aber Regress. Der Kaskoversicherer prüft grobe Fahrlässigkeit. Am Ende wird es teurer als ein rechtzeitiger Reifensatz.
Ihre nächsten Schritte vor dem ersten Frost
- Termin in der Werkstatt sichern, bevor die Schlange beginnt.
- Alpine-Symbol prüfen und dokumentieren, Foto aufs Smartphone.
- Profiltiefe messen, ideal mit Messlehre; Ziel: 4 mm oder mehr.
- Räder auswuchten und Luftdruck anpassen, inklusive Reserverad.
- Versicherungspolice checken: Verzicht auf grobe Fahrlässigkeit? Konditionen notieren.
Alpine-Symbol plus 4 mm Profil sind die schnelle Maßnahme gegen Bußgeld, Regress und lange Standzeiten.
Mehrwert für Ihren Alltag
Ein Blick in die Police lohnt, gerade bei älteren Verträgen. Viele Anbieter bieten Tarife mit Verzicht auf den Einwand grober Fahrlässigkeit. Das senkt das Kürzungsrisiko bei typischen Ausrutschern, nicht aber bei Alkohol oder Vorsatz. Wer viel auf Nässe fährt, prüft Testergebnisse zum Nassbremsen. Manche Winterreifen glänzen auf Schnee, verlieren aber auf regennasser Autobahn Meter.
Sie fahren selten bei Schnee? Ein hochwertiger Ganzjahresreifen mit Alpine-Symbol und gutem Nassbremswert kann die vernünftige Wahl sein. Pendeln Sie in Höhenlagen, bleiben dedizierte Winterreifen die robustere Lösung. Planen Sie außerdem den Zweitsatz Räder. Das senkt Montagekosten und schont die Felgen. Lagern Sie kühl, dunkel und trocken. Markieren Sie die Positionen, um Sägezahnbildung zu vermeiden.










Ist das nicht nur Panikmache? Bisher bin ich mit M+S nie liegen geblieben. Wenn die Polizei kontrolliert, erkennen die wirklich den Unterschied ohne Alpine-Symbol sofort?
Danke für die klare Zusammenfassung! Besonders der Hinweis, dass ab 1.10.2024 nur 3PMSF zählt. Ich hab noch M+S mit DOT 4017 – in der Ebene unterwegs, kaum Schnee. Reicht vorsichtiges Fahren oder besser sofort umrüsten?