Wer im Winter am Rahmen eine kühle Handkante spürt, hat eine Wärmebrücke. Und meistens sitzt sie dort, wo niemand hinschaut: am Fenster, in der Laibung, im Rollladenkasten. Der schnellste Gegenspieler ist schon da – der Rollladen. Die Frage ist nur: Warum sollte er nachts immer unten sein?
Der Abend riecht nach nassem Asphalt, die Straße ist still, drinnen surrt die Heizung. Ich lehne mich an die Fensternische und fühle diesen schmalen Kältesaum, der die Tapete fast gläsern macht. Ein Streifen, kaum sichtbar, aber beißend wie ein feiner Luftzug. Nebenan klackt der Rollladen, ein dumpfes Rattern, dann fällt Dunkelheit gegen die Scheibe. Es wird schlagartig ruhiger im Raum, als hätte jemand eine Decke über das Fenster gelegt. Wir alle kennen diesen Moment, wenn eine kleine Geste das Klima im Zimmer verändert. Die Wärme bleibt stehen. Irgendetwas passiert zwischen Glas, Rahmen und Luft. Und es lohnt sich, genauer hinzusehen.
Wärmebrücke am Fenster: Was nachts wirklich passiert
Fenster sind der schwächste Punkt der Außenhülle. Selbst moderne Dreifachverglasungen verlieren mehr Wärme als eine gedämmte Wand. Die Wärmebrücke entsteht dort, wo Materialien aufeinandertreffen: Rahmen, Laibung, Rollladenkasten. Im Winter wandert die Wärme bevorzugt durch diese Fugen nach draußen. Senkst du nachts den Rollladen, entsteht ein Luftpolster vor dem Glas. Diese stehende Luftschicht wirkt wie ein zusätzlicher Schal. Sie bremst die Konvektion am Fenster ab und hebt die Oberflächentemperatur innen leicht an.
Ein Beispiel aus der Praxis: In einer Erdgeschosswohnung, Baujahr 1996, klagten die Bewohner über kalte Sitzplätze am Fenster. Gleiche Heizung, gleiche Vorhänge, aber abends oft fröstelige Knie. Nach zwei Wochen mit konsequent geschlossenen Rollläden sank das Kältegefühl spürbar. Ein einfacher Temperaturfühler an der inneren Scheibenkante zeigte nachts 1,5 bis 2 Grad mehr. Klingt wenig, fühlt sich groß an – gerade dort, wo man sitzt, liest oder schläft. Laut Erfahrungswerten gehen in älteren Häusern bis zu 25–35 % der Heizwärme über die Fenster verloren. Ein geschlossener Rollladen kann diesen Verlust messbar dämpfen.
Physikalisch ist das simpel: Der Rollladen schafft eine zweite Hülle. Zwischen Panzer und Glas bildet sich ein ruhiges Luftpolster, das den Wärmestrom bremst. Zugleich beschattet der Panzer die kälteren Zonen am Rahmen, die sonst stark auskühlen würden. Die Innenoberfläche wird gleichmäßiger temperiert, die gefühlte Strahlungskälte nimmt ab. Genau dort sitzt die Wärmebrücke – und genau dort hilft diese zusätzliche Schicht. So werden aus wenigen Millimetern Luft mehrere Watt weniger Heizlast. Kein Zauber, nur gute Geometrie.
Die Praxis: Rollläden nachts runter – und richtig
Der Griff zum Gurt vor dem Schlafengehen ist die halbe Miete. Noch besser: Senke den Rollladen vollständig, bis der Panzer sauber in den Schienen sitzt. Eine kleine Maßnahme bringt Extra-Effekt: Lass die Lamellen nicht unter Spannung, sondern „entspannt“ aufliegen. Das verhindert klappernde Spalten und hält das Luftpolster stabil. Wer motorisierte Systeme hat, kann eine Nachtszene programmieren – 30 Minuten nach Sonnenuntergang runter, morgens mit dem ersten Kaffee wieder hoch. *Nachts gehört der Rollladen runter.*
Viele Fehler passieren an den Rändern. Unsaubere Bürstendichtungen in den Schienen, offene Gurtführungen, undichte Kästen – hier strömt die Kälte wie durch einen Kamin. Ein einfacher Test hilft: Halte ein Teelicht oder Räucherstäbchen vor den Kasten und beobachte die Flamme oder den Rauch. Zuckt sie, zieht’s. Kleine Dichtprofile, eine gedämmte Gurtführung und ein nachgerüsteter Dämmdeckel im Kasten machen spürbar Unterschied. Seien wir ehrlich: Niemand macht das wirklich jeden Tag. Doch wer einmal nachrüstet, profitiert jede Nacht, ohne nachzudenken.
Nachts unten heißt nicht stickig. Stoßlüften klappt auch mit geschlossenem Rollladen – Lamellen kurz ankippen, Fenster weit auf, fünf Minuten Frischluft, fertig. Kondensat innen? Das deutet eher auf hohe Luftfeuchte als auf den Rollladen.
„Der Rollladen ist kein Vorhang. Er ist eine zusätzliche Außenhaut – wie eine Jacke fürs Fenster.“
- Wärme bleibt drinnen: Luftpolster bremst Wärmeabfluss und reduziert Strahlungskälte am Sitzplatz.
- Schimmel hat weniger Chancen: Wärmere Innenkante, weniger Tauwasser an der Laibung.
- Energieverbrauch sinkt spürbar: Kleine Maßnahme, große Fläche – jede Nacht zählt.
Was an der Wärmebrücke sonst noch hängt
Rollläden schließen ist der schnelle Hebel. Wer weiterdenken will, schaut auf den Kasten. Viele ältere Kästen sind ungedämmt und liegen direkt in der Außenwand. Eine leichte Innendämmung des Deckels, neue Bürsten in den Schienen, eine luftdichte Gurtführung – das sind Stundenarbeiten, kein Großprojekt. Geräusche von der Straße werden dabei gleich mit leiser. Und morgens fühlt sich der Raum weniger „ausgelutscht“ an.
Interessant wird es, wenn man Komfort misst statt nur Temperatur. Eine Wärmebildaufnahme zeigt am Abend: Mit offenem Rollladen leuchtet die Fensterkante kaltblau. Mit geschlossenem Panzer wandert die blaue Zone zurück, die Innenoberfläche wirkt ruhiger. Das bedeutet: weniger Kaltluftwalzen, weniger Zug an den Füßen, weniger frostiger Nacken am Schreibtisch. Winter wie Sommer – nachts unten spart im Winter Energie und schirmt im Sommer Restwärme von tagsüber ab. Das ist der kleine Trick der doppelten Haut.
Es gibt Einwände: Angst vor Schimmel im Kasten, Sorge um Feuchte. Die Praxis ist entspannter. Feuchte entsteht drinnen, wenn Luft lange steht. Also regelmäßig lüften, auch mit Rollladen. Wer ganz sicher gehen will, nutzt einen Hygrometer und lüftet bei 60 % r.F. kurz kräftig. Schimmel liebt kalte, feuchte Ecken – genau die entschärft der Rollladen innen, weil die Kanten wärmer bleiben. Ein ruhiger Raum schläft besser, lebt gesünder, heizt klüger.
Warum das Thema bleibt
Nächte sind lang, Heizperioden länger. Jede reduziere Wärmebrücke hilft dem Konto und dem Klima. Rollläden nachts unten ist keine Ideologie, sondern eine Bewegungsroutine – wie Zähneputzen. Das Schöne: Der Effekt ist sofort spürbar. Die Bank fragt nicht, die Heizung atmet auf, die Haut an den Wangen fühlt weniger Zug.
Viele kleine Handgriffe bauen ein anderes Wohnen. Der Rollladen ist kein Hightech, er ist die leise Maßnahme, die man einmal beginnt und dann nicht mehr ablegt. Wer dann noch Schienenbürsten erneuert, den Kasten dämmt und das Lüften ritualisiert, sieht in Zahlen und in Wohlgefühl den Unterschied. Und ja, nicht jedes Fenster ist gleich, nicht jede Nacht gleich kalt. Die Regel bleibt klar – nachts runter, morgens hoch. Das Fenster dankt es, die Wärmebrücke verliert.
| Point clé | Détail | Intérêt pour le lecteur |
|---|---|---|
| Rollladen nachts unten | Luftpolster vor dem Glas reduziert Wärmeverlust | Sofort mehr Komfort, weniger Zug |
| Schwachstellen abdichten | Kasten dämmen, Bürsten und Gurtführung erneuern | Weniger Kältepfade, weniger Geräusche |
| Ritual und Lüften | Nachtmodus automatisieren, kurz stoßlüften | Einfache Routine spart Energie und verhindert Feuchte |
FAQ :
- Warum ist das Fenster eine Wärmebrücke?Materialwechsel an Rahmen, Laibung und Kasten leiten Wärme besser als die gedämmte Wand.
- Bringt ein Rollladen wirklich messbar etwas?Ja, das Luftpolster senkt den Wärmeabfluss und hebt die Innenoberflächentemperatur spürbar an.
- Steigt das Schimmelrisiko durch geschlossene Rollläden?Eher nicht – mit regelmäßigem Stoßlüften sinkt es, weil die Innenkanten wärmer bleiben.
- Darf ich mit geschlossenem Rollladen lüften?Klar, Lamellen leicht öffnen, Fenster weit auf, 3–5 Minuten reichen meist.
- Was tun bei kaltem Rollladenkasten?Deckel dämmen, Fugen abdichten, Bürsten und Gurtführungen erneuern – kleine Eingriffe, großer Effekt.









