Ein Blick aus dem Fenster, Schnee auf den Modulen, die Sonne steht tief: Lohnt es sich wirklich, die Photovoltaik im Winter zu reinigen, oder frisst der Aufwand mehr Geld, als der zusätzliche Strom bringt?
Er zog mit einem weichen Besen das Weiß von seinen Solarmodulen, Schicht für Schicht, während sein Atem kleine Wolken malte. Unten blinkte der Wechselrichter: 320 Watt, ein blasses Flackern im Januarlicht. Wir kennen alle diesen Moment, in dem man denkt: Wenn ich jetzt putze, produziert die Anlage bestimmt viel mehr. Er rief: “Das muss sich doch lohnen!” und wischte weiter, vorsichtig, konzentriert, irgendwie trotzig. Ich schaute auf mein Handy, rechnete Ertrag gegen Zeit, gegen Risiko, gegen Anfahrt einer Firma, gegen das bisschen Helligkeit. Und dann blieb es still. Der Taschenrechner wird hart.
Wenn Putzen teurer ist als der zusätzliche Strom
Winterstrom ist selten ein Sprint, eher ein ruhiger Spaziergang. Die Tage sind kurz, die Sonne steht flach, diffuse Strahlung dominiert, gerade im Norden Deutschlands. Selbst wenn Module sauber sind, liegt der Ertrag in vielen Regionen im Januar nur bei einem Bruchteil des Sommers — **Winterertrag ist klein**.
Nehmen wir eine typische 8-kWp-Dachanlage in Niedersachsen. An einem grauen Tag bringt sie vielleicht 3 bis 7 kWh, an einem klaren Sonnentag 10 bis 20 kWh. Zieht man nach einem Schneefall die Module frei, gibt es kurzfristig einen Sprung — doch oft fällt der Schnee zwei Tage später von selbst, oder eine dünne Schicht schmilzt weg, sobald die Sonne sich zeigt.
Rechnen wir grob: Eine professionelle Reinigung im Winter kostet leicht 100 bis 250 Euro pro Einsatz, je nach Dach, Zugänglichkeit und Region. Der “Mehrertrag” durch saubere Module im tiefen Winter liegt, wenn überhaupt, häufig bei wenigen Prozentpunkten, und bei Schnee meist nur für ein paar Tage. Selbst bei Eigenverbrauchswerten von 30 bis 40 Cent/kWh ist der Break-even fern.
Pragmatische Pflege statt Putzstress
Wer Handlung will, kann mit einfachen Gesten viel erreichen. Ein Besen mit weichem, langem Stiel vom sicheren Stand aus, nur am unteren Rand, um eine Rutsche für den Schnee zu öffnen. Warten auf einen sonnigen Mittag, an dem die Moduloberfläche minimal anwärmt. Dann rutscht die weiße Decke oft wie von selbst.
Finger weg von heißem Wasser, Salz, harten Bürsten oder chemischen Mitteln. Das Glas kann mikroskopisch verkratzen, Dichtungen mögen keine Schocks. Seien wir ehrlich: Niemand macht das jeden Tag. Ein Blick in die App, ob Strings völlig tot sind, reicht oft schon als Routine. Und wenn doch: kurz prüfen, ob Schneewechten Lüfter oder Entwässerung blockieren, nicht die Module selbst.
Ein Installateur sagte einmal zu mir:
“Sicherheit geht vor, Strom kommt danach.”
Gerade auf glatten Dächern ist jeder Schritt ein Risiko. Darum hilft ein kleiner Entscheidungsrahmen:
- Flachdach unter 10° Neigung und tagelanger Dauerfrost? Kurzes, sicheres Freischieben vom Rand kann sinnvoll sein.
- Offgrid-Anlage oder kritischer Prozess (z. B. Wärmepumpe ohne Netzbezug)? Priorität höher setzen.
- Hartnäckige Verschmutzung wie Vogelkot auf einzelnen Modulen? Lokal, sanft, bei Plusgraden behandeln.
- Berghang, viel Wind, oft Sonne nach Schneefall? Warten, Rutschmechanik wirkt von selbst.
- Unsicheres Gefühl auf der Leiter? Nicht hochgehen, lieber bleiben lassen — **Sicherheit geht vor**.
Den Blick aufs Ganze richten
Photovoltaik im Winter ist ein Spiel der Geduld, kein Wettkampf gegen die Natur. Wer die Anlage nicht putzt, verliert selten nennenswerten Jahresertrag, gewinnt aber Nerven, Zeit und Unversehrtheit. Viel stärker wirken jetzt kluge Gewohnheiten: Lasten in die Mittagssonne legen, Wärmepumpe und Speicher fein abstimmen, Standby-Verbräuche drücken. Wer mag, ergänzt vertikal montierte Module an der Fassade oder ein kleines Balkonmodul, das bei tiefem Sonnenstand erstaunlich gut läuft. Es klingt hart, doch manchmal bringt Nichtstun den besseren Ertrag pro Euro und Minute. **Reinigung kostet Geld und Risiko**, Ernte im Winter bleibt zart. Erzählen Sie Ihrem Nachbarn davon, wenn er wieder zur Leiter greift. Oder reichen Sie ihm eine Tasse Kaffee und warten zusammen auf das erste helle Loch in der Wolkendecke.
| Point clé | Détail | Intérêt pour le lecteur |
|---|---|---|
| Winterertrag vs. Reinigungskosten | Geringe kWh im Januar/Februar, Kosten pro Einsatz oft 100–250 € | Realistische Erwartung, Geld und Zeit sparen |
| Selbstreinigungseffekt | Neigung, Sonne, Wind und kurzzeitiges Anwärmen lösen Schnee oft selbst | Gelassen bleiben, Risiken vermeiden |
| Wann reinigen? | Flachdächer, Offgrid, hartnäckige punktuelle Verschmutzung, lange Frostphasen | Zielgerichtet handeln, statt reflexartig putzen |
FAQ :
- Entgeht mir viel Strom, wenn ich den Schnee nicht entferne?Meist nicht. In vielen Anlagen summiert sich das über das Jahr auf wenige Prozent, weil Schneeperioden kurz sind oder die Decke von selbst rutscht.
- Woran erkenne ich, dass sich Putzen doch lohnt?Wenn die Anlage über Tage komplett blockiert ist, Dachneigung sehr flach ist oder Sie Offgrid laufen. Ein Blick auf die Tageskurve zeigt, ob gar nichts durchkommt.
- Ist professionelle Reinigung im Winter sinnvoll?Nur in Sonderfällen. Die Kombination aus Kosten, Wetterfenster und geringem Winterertrag macht den Break-even selten erreichbar.
- Welche Fehler schaden den Modulen?Heiße Flüssigkeiten, Salz, harte Bürsten, scharfkantige Werkzeuge, Betreten der Module. Das kann Glas und Dichtungen schädigen oder zum Sturz führen.
- Wie erhöhe ich den Winterertrag ohne Risiko?Verbrauch in die Mittagszeit legen, kleine vertikale Zusatzmodule erwägen, Verschattung prüfen, Monitoring nutzen, Speicher/Heizung fein abstimmen.









