Warum Sie niemals Fotos von Ihrem Boarding-Pass posten sollten

Warum Sie niemals Fotos von Ihrem Boarding-Pass posten sollten

Ein schnelles Foto für die Story: Flugnummer, Fensterplatz, der lange ersehnte Urlaub. Im Hintergrund rollt ein Jet vorbei, die Vorfreude ist greifbar. Es kribbelt in den Fingern, das zu teilen. Wir alle kennen diesen Moment, in dem die Timeline zum Reisetagebuch wird und die Likes wie kleine Beifallhände klingen. Ein Freund kommentiert, jemand schickt einen Flammen-Emoji. Und irgendwo auf der anderen Seite schaut jemand ganz anderes hin: nicht wegen des Urlaubs, sondern wegen des Codes im Bild. Eine Zahl, die mehr verrät, als man denkt. Mehr, als dir lieb ist.

Der Boarding-Pass ist kein Souvenir, sondern ein Datenschatz

Ein Boarding-Pass sieht harmlos aus: Name, Flug, Sitz. Das Entscheidende steckt im Strichcode oder QR-Code, der nach IATA-Standard BCBP mehr trägt als die sichtbare Zeile. Dahinter verbirgt sich dein Buchungscode, oft verbunden mit deiner E-Mail, Telefonnummer, Vielfliegernummer. Wer diesen Code hat, hat den Schlüssel zum Schrank.

Die Realität: Viele Airlines, Reiseportale und „Meine Buchung“-Seiten fragen nur zwei Dinge ab – Nachname und Buchungscode. Das reicht, um in eine laufende Reservierung zu springen. Kriminelle können Sitze umbuchen, Segmente stornieren, Kontaktfelder ändern, E-Tickets neu ausstellen. Manchmal greifen sie auch auf dein Meilenguthaben zu. Ein Foto im Feed verwandelt sich so in einen Einstiegspunkt.

Warum geht das? Weil Boarding-Pässe maschinenlesbar sind, nicht geheimnisvoll. Der Code ist dafür da, Prozesse zu beschleunigen. Scanner lesen ihn blitzschnell, Apps können ihn ebenso leicht decodieren. Verschwommene Balken oder Sticker, die nur die Hälfte abdecken, sind kein Schutzschild. Es gibt Tools, die selbst aus mittelmäßigen Bildern noch den PNR herausziehen. Und wer deinen Reiseplan kennt, weiß auch, wann du nicht zu Hause bist. Zwei Fliegen, ein Foto.

Wie Sie sich wirklich schützen – vor, während und nach dem Flug

Der simpelste Schritt: Gar nicht posten. Wenn doch, dann radikal schwärzen – nicht weichzeichnen –, und zwar den kompletten Code, den Buchungscode und die Ticketnummer. Schneiden Sie großzügig. Warten Sie mit dem Teilen bis Tage nach der Rückkehr, und zeigen Sie lieber den Flügel über den Wolken als den Pass. Aktivieren Sie Zwei-Faktor-Schutz für Ihr Vielfliegerkonto und ändern Sie nach jeder Reise das Passwort. Es ist ein kleiner Handgriff mit großer Wirkung.

Typische Falle: „Mein Flug ist vorbei, also ist es egal.“ Leider nicht. Der PNR lebt, oft bis lange nach der Reise, ebenso das Kundenprofil dahinter. Viele posten außerdem in Echtzeit Standort und Gate – ein Fahrplan für Social-Engineering. Seien wir ehrlich: Niemand geht vor jedem Post eine Checkliste durch. Genau deshalb helfen klare Standards: kein Code, kein Nachname, kein Ticket. Wenn es schon sein muss, dann nur Kunst statt Karte.

Wenn Sie zweifeln, denken Sie an eine Faustregel: Was ein Scanner lesen kann, kann ein Fremder kopieren. Barcodes sind keine Kunstwerke, sie sind lesbare Daten. Stimmen von Sicherheitsexperten klingen hier erstaunlich einhellig.

„Ein Boarding-Pass ist wie der Haustürschlüssel: Er passt nicht in jedes Schloss, aber in das wichtige. Man verliert ihn einmal öffentlich – und der Rest ist Glückssache.“ — IT-Sicherheitsberaterin aus Berlin

  • Keine Codes, keine Ticketnummern, kein PNR im Bild.
  • Storys zeitversetzt posten, nicht live vom Gate.
  • Vielfliegerkonto mit starkem, einzigartigem Passwort und 2FA.
  • PDF-Boardingpässe nach der Reise löschen, Wallet-Zugriff einschränken.
  • Auf Fake-Support in DMs nicht reagieren, nie Daten preisgeben.

Was auf dem Spiel steht – und warum Verzicht Freiheit ist

Es geht nicht nur um eine Umbuchung. Es geht um Identität, Bewegungsprofil, Beziehungsnetz. Wer Ihr Routing und Ihre Kontaktpunkte kennt, baut glaubhafte Phishing-Mails. Ein falsches „Gate Change“-SMS mit korrekter Uhrzeit trifft ins Mark. So kippt Vorfreude in Stress, und Stress ist der beste Freund jeder Masche. Die Lektion ist unspektakulär und darum so schwer: Nicht alles, was man erlebt, gehört ins Netz.

Privatsphäre klingt groß, fängt aber klein an: mit einem Bild weniger. Die gute Nachricht: Die schönsten Reisegeschichten funktionieren ohnehin ohne Codes und Namen. Zeigen Sie Wolken, zeigen Sie Sonnenuntergänge, zeigen Sie den Kaffee vor Abflug. Lassen Sie den Boarding-Pass dort, wo er hingehört – in der Tasche, nicht im Feed. Die Erinnerung sitzt im Kopf, nicht im QR-Code.

Point clé Détail Intérêt pour le lecteur
BCBP-Code enthält Schlüssel PNR, Ticket- und oft Kontaktdaten stecken im Barcode Verstehen, warum ein Foto Sicherheit öffnet
Minimaler Zugang, großer Effekt Nachname + Buchungscode reichen für viele Portale Bewusstsein für das echte Risiko schaffen
Einfacher Schutz statt Paranoia Nichts posten, Codes schwärzen, 2FA aktivieren Sofort umsetzbare Schritte für den Alltag

FAQ :

  • Ist ein verpixelter Boarding-Pass sicher genug?Nicht wirklich. Viele Tools rekonstruieren Codes aus verpixelten oder unscharfen Bildern. Nur vollständiges Schwärzen oder gar kein Posting verhindert das Auslesen.
  • Gilt das auch nach dem Flug?Ja. Buchungsdatensätze und Kundenprofile bleiben aktiv. Angreifer nutzen sie für Social-Engineering, Kontoübernahmen oder Phishing – auch Wochen später.
  • Was steht typischerweise im Barcode?Nach IATA-Standard BCBP: Name, Flug, Datum, Sitz, PNR/Ticketnummer und teils Vielfliegerhinweise. Genau das reicht, um Buchungen zu öffnen oder zu manipulieren.
  • Wie sichere ich mein Vielfliegerkonto?Einzigartiges, langes Passwort, Aktivierung von 2FA, E-Mail-Benachrichtigungen über Logins. Beobachten Sie Meilenbewegungen und reagieren Sie bei Auffälligkeiten sofort.
  • Woran erkenne ich Fake-Support?Fragt in DMs nach PNR, Ausweis oder Kreditkarte, drängt auf schnelle „Verifizierung“. Offizielle Airlines arbeiten über verifizierte Kanäle und fordern keine sensiblen Daten per Chat.

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